150 Jahre Fechten in Lüneburg

Ein Beitrag über die Geschichte der Abteilung zum 150 jährigen Jubiläum 2003

Anmerkung: Der Inhalt und die Informationen dieses Beitrags beziehen sich nicht auf aktuelle Ereignisse, sondern schildern die Lage und Historie der Fechtabteilung bis zum Jahr 2003.

150 Jahre Fechten im MTV Treubund

Im Oktober 1853 werden vier Turner zu Vorfechtern ausgebildet, damit ist der Grundstein für
die Fechtabteilung des MTV Treubund Lüneburg gelegt. Am 15. Oktober 1856 wird der
Fechtlehrer Mukowsky eingestellt. Im Jahre 1858 enthält die Vereinszeitung zusätzlich eine
Fechtordnung. Aus dieser Zeit sind im Vereinsarchiv einige alte Fechtbücher erhalten. Sie
geben Auskunft über das Fechten mit schweren Waffen nach deutscher Schule, sowie es
damals zunächst üblich war. Es handelt sich hierbei um das Fechten mit studentischen
Waffen, insbesondere mit dem schweren Säbel. Der Turnlehrer und Fechtmeister Karl
Böhlke führte dann ab1907 das Sportfechten ein, so wie es um die Jahrhundertwende des
letzten Jahrhunderts aus Ungarn und Italien überliefert ist. Böhlke war selbst ein
ausgezeichneter Fechter. Er gewann 1908 das Säbelfechten auf dem Deutschen Turnfest in
Frankfurt a. M. Sein Schüler, Alfred Strybel, baute im MTV eine sehr erfolgreiche Abteilung
auf, die bis 1970 viele Landestitel errang.

Am 1. Mai 1925 wurde durch den 1. Vereinsvorsitzenden, Karl Herrmann, der dem
Fechtsport sehr zugetan war, eine Fechtabteilung gegründet. Sie fand guten Zuspruch, aber
nach der mühevollen Ausbildung blieben dann zunächst nur 9 Aktive übrig. Jugendliche
Fechter kamen erst später dazu und so konnte dann am 10. März 1929 ein großes
Degenturnier in der MTV-Halle durchgeführt werden.
Für seine Verdienste um den Fechtsport erhielt Karl Herrmann das selten verliehene
Verdienstabzeichen des Deutschen Fechtverbandes. Ein Neuanfang nach den 2. Weltkrieg
stand unter keinen guten Stern, die beschlagnahmte Halle fehlte und die britische
Besatzungsmacht hatte zunächst erhebliche Bedenken wegen der Fechtwaffen. Ende 1949
begann Alfred Strybel voller Ungeduld, wieder eine Fechtabteilung aufzubauen. Dabei
wartete er die offizielle Genehmigung der Alliierten gar nicht erst ab, die zu Beginn des
Jahres 1950 endlich auch das Sportfechten in Deutschland wieder erlaubten. Nach
erfolgreichem Abschluss der ersten Lehrgänge hatte er bald eine Wettkampfgruppe für
Florett, Degen und Säbel zur Verfügung, die schnell zu den besten in Norddeutschland
zählte. Die Heideturniere des MTV waren berühmt, und die Lüneburger waren gern
gesehene Gegner, z. B. beim Bäderturnier in Cuxhaven, und bei anderen
Fechtveranstaltungen in Hamburg, Celle, Hannover, Wolfsburg, Bayreuth, Wetzlar,
Pforzheim und bei Lokomotive Köchen. Ein internationaler Austausch mit Malmö kam in
Gang, und man fuhr nach Dänemark und England. 1952 feierte die Fechtabteilung ihr 100-
jähriges Bestehen mit einem Erinnerungsturnier in der MTV-Halle , auf den 12 Mannschaften
aus Niedersachsen und Hamburg die Klingen kreuzten. Leider etwas voreilig, wie sich später
bei der Durchsicht im Archiv herausstellte.

1956 wurde ein Dipl. Fechtmeister verpflichtet und damit ein erfolgreicher Schritt vorwärts
getan, was von den Mitgliedern allerdings auch finanzielle Sonderopfer forderten. Zur 1000-
Jahrfeier der Stadt Lüneburg richteten die Fechter ein internationales Osterturnier aus, das
sämtliche schwedischen und deutschen Mannschaftsmeister nach Lüneburg lockte. Erfolge
aus dieser Zeit sind:
1953 – Hans-Georg Soppe, Landesmeister / Jugend, Florett
1954 – Hans-Georg Soppe, Landesmeister /Jugend, Degen
1955- E. Albrecht, Landesmeister im Friesenkampf
1956-  Hans-Georg Soppe, Deutscher Hochschulmeister im Florett
1959- Gaethke, Landesmeister im Florett
1960- Gaethke, Landesmeister im Degen
1961- F. Gackenholz, Landesmeister im Degen / Jugend
1961- Gaethke, Borowsky, Flohrs, Soppe, Landesmeister der Florettmannschaft
1961-  Hans-Georg Soppe, Sieger des internationalen Degenturniers “Alte Salzstrasse“ in Ratzeburg
1964- Gaethke, Gackerholz, Soppe, Sander, Bachmann, Landesmeister der
Degenmannschaft
1966- H. B. Melbeck, Landesmeister im Degen / Jugend
1966- H. B. Melbeck, Landesmeister im Degen der Junioren
1968- Andreas und H. Melbeck, Eike Wächter, F. Karl Bönig
Landesmeister der Degen – Juniorenmannschaft Landesmeister der Florett-
Juniorenmannschaft.
Auch neben der Planche war die kleine Truppe um Alfred Strybel eine feste Gemeinschaft.
Ihre Unternehmungen und Feste kann man in einem zweibändigen dickleibigen
Erinnerungsband nachlesen, der den vieldeutigen Namen “Drehbuch“ trägt.
In den 70ger und 80ger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde das Training von Dipl.
Fechtmeister Erich Lüth aus Hamburg geleitet, bis er nach seiner Pensionierung nach
Hamburg zurückkehrte. In der Folgezeit lösten sich die Fechtmeister Manfred Smolla und
Boris Touretski in der Trainingsarbeit ab.
Seit 1986 hat der Fechtlehrer der ADFD Götz Spilling die Leitung der Fechtabteilung
übernommen und wird von der amerikanischen Studentin Lois Tietzel, die eine Trainerlizenz
besitzt, unterstützt.

Die Jugendlichen Fechter des MTV Treubund haben so manche Turniere im norddeutschen
Raum gewonnen. So schafften es die Degenfechter 1983 im Deutschlandpokal sehr weit
nach vorn zu kommen und verpassten nur knapp die Finalrunde der letzten 8 Mannschaften.
1982 gewann eine Mannschaft des MTV den “Bidehänder von Delmenhorst“, der bereits
1963 von einer Mannschaft des MTV gewonnen wurde.
Herausragende Leistungen unter seinem Fechttrainer Götz Spilling waren die Landestitel im
Friesenkampf durch Lutz Werum, Michael Notbohm, Gregor und Götz Spilling, sowie die
Teilnahme von Daniela Haake an den Deutschen Meisterschaften der B-Jugend 1991. Götz
Spilling gewann 1994 die Deutsche Meisterschaft der ADFD im Degenfechten in Lüneburg.
Unter die Schauspieler des Lüneburger Theaters gingen die Fechter 1985 in der Oper “Zar
und Zimmermann “. 1997 inszenierte Götz Spilling mit dem Intendanten Beyer die
Fechtszenen zu “ Cyrano de Bergerac“.

Die erfolgreichsten Fechter der Abteilung sind zur Zeit die beiden Schüler Sascha Kahl und
Arne Manke, die auf Turnieren häufig vordere Plätze belegten.
In der Zeit von 1985 – 1993 veranstaltete die Fechtabteilung des MTV- Treubund das sog.
“Sülfmeister – Turnier“, das als ER+SIE –Turnier organisiert wurde. Zum diesjährigen 150.
Jubiläum soll dieser Tradition noch einmal mit einer Veranstaltung im November gedacht
werden.

Götz Spilling

Ehrenvorsitzender der Fechtabteilung

MTV Fechter drehen mit „Rote Rosen“

Die beliebte Telenovela Rote Rosen ist ein Dauerbrenner im deutschen Fernsehen am Nachmittag und eine Auftragsproduktion von ARD Degeto für Das Erste. Ausführende Produktionsfirma ist die Studio Hamburg Serienwerft Lüneburg. Immer wieder werden für Außenaufnahmen Orte in Lüneburg und Adendorf wunderschön ins Bild gesetzt. Viele Lüneburger wirkten und wirken als Komparsen mit. So gibt es eine starke Verbindung zwischen dieser Serie und unserer Stadt. Viele Touristen locken die Bilder nach Lüneburg und sie entdecken ihr Herz für diese romantische Stadt. Ein echter Tourismusfaktor, den unsere krisengebeutelte Gastronomie auch heute gut gebrauchen kann.

Produziert wird seit dem 21. August 2006 in der ehemaligen Europazentrale von Konica Minolta in Lüneburg, die für die Produktion zum Fernsehstudio umgebaut wurde.

Die Corona-Pandemie zwang auch die Produzenten dieser Telenovela zu starken Veränderungen im Drehbuch und in der Produktion.

Vor den Sommerferien wurde der MTV angesprochen, ob wir bereit seien die Serie bei ein paar kleinen Fechtszenen zu unterstützen. Stark angezählt von den Folgen des Lockdown waren wir als Fechtabteilung zwar dafür offen, aber unsicher wie es möglich sein könnte, ohne die Sicherheit unser mitwirkenden Fechter zu gefährden. In den Herbstferien wurde es mit dem Dreh dann sehr schnell eilig. Wir, Mathias Hinsch, als Leiter der Fechtabteilung und Sascha Kahl als Trainer führten Gespräche mit den zuständigen Produktionsmitarbeitern und fanden eine sichere Lösung. Vier erfahrene Fechter sollten die Szenen darstellen, während ich in der Obmannsrolle das Gefecht leitete. Sascha Kahl spielte sich selbst in der Rolle des Trainers. Was sich leicht angehört hatte, entpuppte sich als ziemlich anstrengend und aufwendig. Melder, Bahnen und Kabel wurden in die gemietete Halle im Sportpark Kreideberg gebracht und aufgebaut. Die Fechter mussten komplett turnierfähig eingekleidet und mit Waffen versorgt werden. Es waren echte Turnierbedingungen. Die Produktion der Serie stattete im Vorfeld ihren Schauspieler komplett als Fechter aus.

Am 20.10.2020, um 9 Uhr war das Treffen für die Ausstattung des Drehortes. Das Zeitfenster für den Dreh im Vorfeld exakt bezeichnet. Natürlich bestand Masken und Abstandspflicht. Alle an der Produktion Beteiligten waren vorher registriert und mit allen Daten erfasst; Zuschauer ohne Funktion beim Dreh nicht zugelassen. Die Atemschutzmasken wurden selbstverständlich von den gefilmten Personen bei den Aufnahmen nicht getragen, aber dann wurde besonders auf den Abstand geachtet. Drehpausen und Proben gab es nur mit Schutz.

Wer denkt, es sei für die Schauspieler und Komparsen eine leichte Sache mehrere Stunden, mit sehr kurzen Unterbrechungen, nach Anweisung der Regie, voll konzentriert zu agieren, hat es selbst noch nicht mitgemacht. Alles ist am Dreh ist hochorganisiert. Mehrere Kameras produzieren Material aus verschieden Perspektiven, die mit Ihren Bildern bei einer hochmobilen Überwachung nebeneinander zur Kontrolle ablaufen. Der Ton wird mit Mikrophonen an langen Stangen an verschieden Stellen aus der Szene gezogen und permanent überwacht. Besondere Geräusche und Töne werden später ohne Bild noch extra aufgenommen und bei Bedarf dem Ton der Szenen zugemischt. Im Grunde genommen waren alle Funktionen eines festen Studios in mobiler Form versammelt. Jeder muss sich genau merken wann er wo sein muss, weil sonst bei einem Wechsel der Einstellung auffallen würde, dass es im Bild Ungereimtheiten gibt. Gleiches galt für Szenen, die in einer anderen zeitlichen Reihenfolge aufgenommen wurden. Trotz der Anstrengung war es eine schöne und spannende Erfahrung. Das Miteinander freundlich und zugewandt. Inhaltlich will ich hier nichts verraten. Es soll ja auch noch spannend bleiben. Wann alles gesendet wird, hat uns die Studio Hamburg Serienwerft Lüneburg mit der Nachricht am Artikelanfang mitgeteilt. Ganz sicher hat „Rote Rosen“ mit diesem Dreh auch neue Fans unter den Fechtbegeisterten gewonnen.